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Es ist später als ihr denkt! (Günter Franzen)

In den eigenen Auslassungen zu stöbern bedeutet unterdessen – nach gut zehn Jahren – sich in über 500 Beiträgen umzutun. Die Anregungen dazu speisen sich sowohl aus einem öffentlichen Diskurs, wie er uns – massenmedial vermittelt – allen zugänglich ist. In manchen Fällen resultieren sie jedoch aus jenen Wendepunkten im Leben, an denen sich entscheidet, ob – und wenn ja – wie wir weiterleben können bzw. wollen. Den radikalsten Einschnitt und Wendepunkt mit unabsehbaren Folgen habe ich zuletzt, seinem dreißigsten Jahrestag geschuldet, nur noch mit dem Namen meines Bruders Wilfried Witsch versehen.

Elke Heidenreich (81) lässt in einem Interview in der Juli-Ausgabe von chrismon (DAS EVANGELISCHE MAGAZIN) aufhorchen:„Der Dichter Jean Paul hat gesagt, dass bei der Geburt eines Menschen ein Pfeil abgeschossen wird, und in der Todesstunde trifft er. Ich höre den Pfeil manchmal schon sirren, aber das macht mir keine Angst. Mit 40 oder 50 zu sterben, ist tragisch, aber in meinem Alter hat das keine Tragik mehr. Ich kann den Tod akzeptieren.“

Es geht auch mit Hartmut Rosa

Es muss nicht Karl Otto Hondrich sein, der ja deutlich über eine rein deskriptive Analyse der Individualisierungsgewinne und -verluste hinausgeht. Auch aktuelle Soziologen vom Format eines Hartmut Rosa äußern sich in ähnlicher Weise, wenn auch in einer nuanciert anderen Sprache (siehe vor allem auch: hier):

"Eine Kritik der Resonanzverhältnisse zielt also notwendig auf Emanzipation und Autonomie. Allerdings und das ist mein entscheidender Punkt, reicht diese freie Schwingungsfähigkeit als Kriterium für ein gutes Leben nicht aus." (S. 755)

Botho Strauss: Oniritti - Höhlenbilder

Unter dem Eindruck eines höchst intensiven Wochenendes fallen mir Botho Straussens Oniritti Höhlenbilder vor die Augen. Brutale Kost, die Abwehrreflexe mobilisiert – immer auf der Suche nach Rettungsankern. Die Höhlenbilder verbürgen, dass wir weder herkunftslos noch hoffnungslos in dieser Welt stehen, wobei Letzteres durchaus mehr als fragwürdig erscheint. Überlasse ich jetzt Botho Strauß (es wird nicht verschwiegen, dass Botho Strauß unbotmäßig schweigt!) das Wort, wird Herkunft (die er selbst so eindringlich wachruft – eben in Herkunft - siehe auch ganz unten im Sinne eines würdigenden Nachtrags) übermächtig, wirkt wie eine Krake, die uns im Drosselgriff den Atem nimmt. Die Hoffnung erweist sich als ein Girsch oder ein Hahnenfuß, unzählige Male traktiert, extrahiert und dennoch nicht auzumerzen!

Ein Horrortrip ins Niemandsland -

in Erinnerung an Karl Otto Hondrich, den Andernacher Jungen (1937-2007)

Für alle meine Nichten, meinen Neffen, meine Kinder und Kindeskinder – und auch für gute Freunde, die Karl Otto Hondrich im Verlauf seiner Ausführungen zu Recht mit in den Vordergrund rückt.

Der zukunftsgläubige Mensch – und seine Herkunftszwänge

So lautet die Überschrift zu einem Aufsatz, den Karl Otto Hondrich 1998 (!!!) im Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschlands, herausgegeben von Bernhard Schäfers und Wolfgang Zapf, veröffentlicht hat. Ich entnehme ihn dem Suhrkamp-Band: Der neue Mensch, erste Auflage 2001, erschienen bei Suhrkamp, Seite 179-208

Für Hiltrud und Georg

„Kommen wir noch einmal auf die Trauer zurück. Man kann doch nicht sagen, >ich habe einen Verlust erlebt, jetzt muss ich Trauerarbeit leisten, und dann geht es mir wieder so wie vorher<. Es wird nie mehr gehen wie vorher! Die Trauer verändert den Menschen, sie verändert Lebensziele, sie verändert Bewusstsein, sie verändert das Weltverhältnis. Der Mensch ist grundsätzlich immer in Entwicklung. Nur wenn der trauernde Mensch seine Fähigkeit zur Entwicklung verliert, indem er sich ganz zurückzieht und handlungsunfähig wird, dann verliert er seine Anpassungsfähigkeit und kommt dadurch erst in den Zustand des Krankhaften.

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund