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Kapitel 25 aus Kurz vor Schluss II - Ein kleiner Vorgeschmack

Kurvenverläufe und #metoo (25)

Frau

Du Frau –
wie füllst du den Raum!
Schneidest messerscharf
Konturen in diesen Kosmos.
Markierst ein Terrain
singulär und einzig.
Meine Gedanken
umkreisen diesen Kosmos;
und mein Sinnesseismograph
zeichnet feinsinnig
und kurvengenau
die Parabeln.
Diese Beweise fallen leicht:
Gedanken- und Körperwelten,
die sinnesmächtig agieren,
und sich manchmal begegnen.

Bad Breisig 5. Juni 2022

Meiner Schwester zum Achtzigsten

Liebe Ulla, die Umstände, die vor 80 Jahren zu Deinem Erscheinen auf dieser Welt beigetragen haben, sind bemerkenswert. Ich möchte sie hier nicht näher ausführen. Das habe ich an anderer Stelle getan. Auf die Erwähnung eines ganz besonderen Glücksfalls – im Rückblick leuchtet er fast wie ein Solitär– möchte ich allerdings schon hinweisen. Ohne diesen besonderen Umstand wäre unsere Ulla nicht unsere Ulla. Und ich bin froh mit meiner Cousine Gaby jemanden heute hier zu haben, der das, was ich nun sagen werde, wie kaum jemand anderer mit bezeugen kann. Das hängt im Übrigen damit zusammen, dass wir – Ulla, Gaby und ich – uns nie aus den Augen verloren haben.

Ich bin ein wenig verrückt – der Auftakt zu Kurz vor Schluss, Teil II (hier Teil I)

Ich bin ein wenig verrückt. Der Maßstab dafür ist ein Unterscheidungsmerkmal, dass mich von all meinen Verwandten und Bekannten deutlich unterscheidet: Ich bin schreibbesessen (jeder hat da so seine Obsessionen – Claudia macht es in Farbe, und so viel besser als ich). In den letzten 25 Jahren habe ich tausende von Seiten beschrieben. Peter Sloterdijk spielt in seinen Poetik-Vorlesungen aus dem Jahr 1988 mit der Vorstellung, dass jeder Mensch eine Silbe verkörpere, ein einmaliges unverwechselbares Gewächs aus Konsonanten und Vokalen, eine lebende Silbe, unterwegs zum Wort zum Text. Er spricht davon, dass durch viele Schreibversuche hindurch eine Annäherung an die Klanggestalt der sich verborgenen Lebenssilbe stattfinde. Diese Annäherung hat sich freilich auf intensivste Weise Bahn gebrochen in meiner Lyrik – vielleicht führt mein nächstes Projekt einmal alle meine lyrischen Versuche zusammen?

Worüber wundern wir uns eigentlich? Und wie unterkomplex und geschichtslos kommen die meisten Sendeformate daher - auch der immer gut vorbereitete Markus Lanz?

Ich verknüpfe im Folgenden einen Aphorismus aus Theodor W. Adornos Minima Moralia mit einem Beitrag, den ich vor Monaten in meinem Blog veröffentlicht habe. Erst Adorno hat mir auf brutal-nüchterne Weise vor Augen geführt, dass wir uns zu Unrecht wundern über den Extremismus im politischen Denken und Handeln derer, die in der Traditionslinie Carl Schmitts stehen. Carl Schmitt ist in keiner Weise zu rehabilitieren. Er ist und bleibt in seiner Denkweise - und im übrigen sicherlich auch in seiner (moralischen) Fragwürdigkeit und Verkommenheit der ghostwriter nicht nur Adolf Hitlers, sondern gleichermaßen eines Wladimir Putins.

Was schulden wir unseren Eltern?

Was schulden wir unseren Eltern? Unsere Eltern sind tot. Also stellt sich die Frage nuanciert anders: Sind wir unseren Eltern etwas schuldig geblieben? Stefanie Flamm – ZEIT-Autorin – erweitert die Fragestellung in ihrem Beitrag um die brisante Zuspitzung, ob wir unseren Eltern überhaupt etwas schulden?

„Was schulden wir unseren Eltern? Vielleicht erst mal die Erkenntnis, dass das Alter für die meisten Eltern ein noch viel größerer Mist ist als für uns. Dass auch Sie in dieser Lebensphase, in der sie von umschmeichelten Silver-Agern zu Greisen werden, auf keinerlei Vorbilder mehr zurückgreifen können.

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund
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