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Flugblätter über Rußland

Respekt und bewundernde Anerkennung den Russen gegenüber, die ihre Stimme erheben, die der Fratze des totalitären Putinschen Staatsterrors die Stirn bieten, die durch ihren persönlichen Einsatz jeden Zweifel daran zerstreuen, dass Wladimir Putin - in bester Tradition Stalins - nach innen einen brutalen Polizei- und Terrorstaat etabliert und nach außen das Erbe Hitlers antritt, indem er -  im 21. Jahrhundert - mit Hekatomben von Fake-News die Verdrehung und Vergewaltigung aller historischen Wahrheiten über die von ihm gleichgeschalteten Medien betreibt und so eine aberwitzige Scheinlegitimation für den verbrecherischen Einmarsch in die Ukraine herbeilügt. Vor der Weltöffentlichkeit tritt er als skrupellose und hemmungslose Missgeburt das Erbe Stalins und Hitlers an mit der Konsequenz als ein brutaler Kriegsverbrecher in die Geschichtsschreibung des 21. Jahrhunderts einzugehen.

In der nachfolgende Passage aus dem ersten Flugblatt der Weißen Rose habe ich lediglich das "deutsche Volk" durch das "russische Volk" und "Deutsche" durch "Russen" ersetzt. Alle Versuche, Hitler per Tyrannenmord zu beseitigen, sind gescheitert.

Hans-Erdmann Schönbeck, einer der letzten Stalingrad-Überlebenden, der sich spät erst - im Alter von fast hundert Jahren - entschlossen hat zu sprechen, bemerkt auf Seite 175 seiner Aufzeichnungen: "Die große Enttäuschung aber, dass Hitler das Attentat überlebte, blieb mir. Dass der 20. Juli scheiterte, war mein zweites Stalingrad."

Ich habe mich aus zwei Gründen entschlossen, das Wagnis einzugehen, die anschließende Passage aus dem ersten Flugblatt der Weißen Rose (mit den besagten marginalen Änderungen) wiederzugeben: Wir gewinnen zunehmend  den Eindruck, dass Elemente einer faschistoiden Politik von Moskau ausgehen und dass die wahre Entnazifizierung ebendort stattfinden müsste. Putin regiert totalitär; alle rechtsstaatlichen Grundsätze sind suspendiert, alle Grundrechte sind ausgesetzt. Das letzte von der Duma verabschiedete Gesetz stellt bis zu 15 Jahre Haft in Aussicht für alle, die den brutalen Krieg gegen die Ukraine Krieg nennen. Man ist geneigt die Sprachregelung, die von Sonderoperationen in der Ukraine spricht, in der Tat gleichzusetzen mit dem Begriff der Sonderbehandlung, den die Nazis für gewisse Handlungsanweisungen im Rahmen der Endlösung verwendet haben. Putin pflegt die Tradition der Gulags weiter, um politische Widersacher mundtot zu machen - zuweilen auch im Sinne finaler Lösungen.

Auszüge aus dem ersten Flugblatt der Weißen Rose (Juni/Juli 1942):

"Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique 'regieren' zu lassen. Ist es nicht so, daß sich jeder ehrliche Russe heute seiner Regierung schämt, und wer von uns ahnt das Ausmaß der Schmach, die über uns und unsere Kinder kommen wird, wenn einst der Schleier von unseren Augen gefallen ist und die grauenvollsten und jegliches Maß unendlich überschreitenden Verbrechen ans Tageslicht treten? Wenn das russische Volk schon so in seinem tiefsten Wesen korrumpiert und zerfallen ist, daß es, ohne eine Hand zu regen, im leichtsinnigen Vertrauen auf eine fragwürdige Gesetzmäßigkeit der Geschichte das Höchste, das ein Mensch besitzt und das ihn über jede andere Kreatur erhöht, nämlich den freien Willen, preisgibt, die Freiheit des Menschen preisgibt, selbst mit einzugreifen in das Rad der Geschichte und es seiner vernünftigen Entscheidung unterzuordnen - wenn die Russen, so jeder Individualität bar, schon so sehr zur geistlosen und feigen Masse geworden sind, dann, ja dann verdienen sie den Untergang [...] Wenn jeder wartet, bis der Andere anfängt, werden die Boten der rächenden Nemesis unaufhaltsam näher und näher rücken, dann wird auch das letzte Opfer sinnlos in den Rachen des unersättlichen Dämons geworfen sein. Daher muss jeder einzelne seiner Verantwortung als Mitglied der christlichen und abendländischen Kultur bewusst in dieser letzten Stunde sich wehren, soviel er kann, arbeiten wider die Geissel der Menschenheit, wider den Faschismus und jedes ihm ähnliche System des absoluten Staates. Leistet passiven Widerstand - Widerstand -, wo immer Ihr auch seid, verhindert das Weiterlaufen dieser atheistischen Kriegsmaschine, ehe es zu spät ist, ehe die letzten Städte ein Trümmerhaufen sind, und ehe die letzte Jugend des Volkes irgendwo für die Hybris eines Untermenschen verblutet ist. Vergeßt nicht, daß ein jedes Volk diejenige Regierung verdient, die es erträgt!" 

Wir alle können vermutlich das politische Dilemma sehen, dass sich aus dem Beistandsparagraphen des Nato-Vertrags einerseits und der Situation der Ukraine als Nicht-Nato-Mitglied ergibt. Hier zu agieren kommt einem Ritt auf des Messers Schneide gleich. Aber auch nach 12 Tagen der russischen Aggression können wir der Ukraine nicht das Recht auf Widerstand absprechen. Ein Leben unter einer von Putin installierten Marionetten-Regierung und einer gleichermaßen etablierten Gewaltherrschaft ist offenkundig auch nach 12 Tagen Krieg für die Mehrheit der Ukrainer keine Perspektive, die sie für ihr künftiges Leben zulassen wollen: "Vergesst nicht, daß jedes Volk diejenige Regierung verdient, die es erträgt." So bitter die Einsicht in die gegebene Lage auch sein mag, wer von  uns Deutschen kann - angesichts des Besten, was Deutschland aufzubieten hatte angesichts der faschistischen Barbarei, wer vermag den Ukrainern abzusprechen, was sie offenkundig aus innerster Überzeugung tun? Ganz gewiss würde eine Leugnung des Rechts auf Widerstand nicht nur die Ukrainer missachten. Vielmehr muss man sich wohl klar machen, dass eine Erinnerungskultur, die auch den Mitgliedern des Deutschen Widerstands fortdauernd die Ehre erweist, nichts als bloße Lippenbekenntnisse wären. Die oben wiedergegebene Passage macht wohl noch einmal auf subtile Weise deutlich, dass die Weiße Rose hier Maßstäbe anlegt und auch setzt, die bis heute ihre Gültigkeit in sich tragen. Spät erst - 1968 im Zuge der Notstandsgesetzgebung - hat ein Widerstandsrecht als Grundrecht in § 20 Abs. 4 des GG Eingang gefunden. Auch das ist eine essentielle Lehre aus der Barbarei des Faschismus in Deutschland.

   
© ALLROUNDER & FJ Witsch-Rothmund