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Unter jedem Dach ein A c h –
Hommage an Benedict Wells (und auch an Erich Kästner)
angelehnt an Benedict Wells: Die Geschichten in uns, Zürich 2024
(Seitenzahlen in Klammern)
eine ausführliche Würdigung findet sich in: Benedict Wells - Die Geschichten in uns - Vom Schreiben und vom Leben I
Unter jedem Dach ein A c h
Ein alter Sinnspruch,
dass unter jedem Grabstein eine Weltgeschichte ruht –
unter jedem Dach ein Ach sich zeigt.
Benedict verleugnet gar seine Herkunft,
so groß und überwältigend muss das Ach gewesen sein:
Er heißt jetzt Wells – von well(s) done,
denn roh ist nicht zu genießen,
was selbst totgebraten noch im Halse stecken bleibt.
Hier gerät das Ach zum alles erdrückenden – Schir-ach:
Der Opa tatsächlich ein Obernazi – bis zuletzt:
„Ich hatte keine Worte für die Wut und Scham,
die ich angesichts meiner Vorfahren empfand“ (35).
der Vater ein Chaot -
die Mutter zuweilen statt lebendig fast schon tot. Und:
(„Die Frage, wer exzentrischer war, konnte sich je nach Schulden-
oder Medikamentenlage ändern“ <35>).
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DER SPIEGEL 52/24 - Oma ist die Beste
Vorbemerkung: Es lohnt sich durchaus, sich mit dem gegenwärtigen Diskussionsstand zu grundlegenden familiensoziologischen bzw. -philosophischen Fragen auseinanderzusetzen, so beispielsweise mit dem Beitrag von Betzler/Löschke: Was ist eine Familie (bibliogr. Angaben im verlinkten Beitrag)
DER SPIEGEL (52/24) präsentiert sich mit der Headline: Oma ist die Beste – Neue Forschung: Wie Großeltern und Enkel einander stärken
„Was bleibt, wenn ein Mensch sich verändert, wenn die Persönlichkeit erlischt, wenn Großeltern sterben? Welche Oma-und-Opa-Geschichten behalten die Enkel zurück? Die tröstlichen oder eher die komischen, anstrengenden? Und verblassen sie nicht ohnehin irgendwann? Peter Hüll, der sportliche Großvater aus Pinneberg, will etwas erschaffen, das die Erinnerungen seiner Enkel an die Zeit mit ihm und seiner Frau lebendig hält. Jedes Jahr schenkt er jedem Enkelkind ein Fotobuch, >Beas erstes Jahr< steht auf dem einen, >Ennos viertes Jahr< auf einem anderen. Hüll nimmt die Bilder mit seiner Kamera auf. Er sammelt, sortiert, sucht die besten aus, lässt die Bücher drucken. Er selbst habe fast gar keine Bilder von sich und seinen Großeltern, sagt Hüll. Und das sei doch schade.“
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A c h - Erich Kästner
Bei der Entstehung und Konzeption meines Lyrischen Klärwerks habe ich Dich als Paten auserkoren - mit Deiner Lyrischen Hausapotheke. Die hab ich soeben dankbar rückgeführt, mir zugeführt 1999 als Geschenk, als ich meinen düstersten Jahren soeben erst entronnen. Winfried Rösler verdanke ich Erich Kästners Werke, darin ein opulenter Band von mehr als 500 Seiten: Erich Kästner - Zeitgenossen, haufenweise -Gedichte, erschienen im Carl Hanser Verlag, München und Wien 1998 als Band I. darin finden sich haufenweise Epigramme, aufgehoben in: KURZ UND BÜNDIG: Im Vorwort dieser Sammlung, deren geplante Veröffentlichung 1943 zunächst scheiterte, heißt es:
"Im Schatzhaus unserer Literatur birgt das Gewölbe mit den Epigrammen, diesen kunstvoll geschnittenen Gemmen und vollendet geschliffenen Edelsteinen der Dichtung, unschätzbare Werte. Man darf sie besichtigen und besichtigt sie nicht. Sie sind wundervoll wie Miniaturen und werden nicht bewundert. Ist die Neigung, sich an diesen >sinnreichen Kleinigkeiten<, wie Lessing sie genannt hat, an diesen >witzigsten Spielwerken< zu freuen, tatsächlich dahin? Ist die künstlerische Lust, sich in äußerster Zucht, Prägnanz und Kürze auszudrücken, wirklich erloschen? Und das zu einer Zeit, da denen, die lesen, und denen, die schreiben, Zucht und Prägnanz nötiger wären denn je?"
So schreibet Erich Kästner 1943, in jener Zeit, da die Barbarei der Deutschen in Europa und in der Welt ihren Höhepunkten entgegenbrauste. Und weiter - auch uns heute zur Mahnung:
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Peter Sloterdijk: Zur Welt kommen - Zur Sprache kommen (siehe auch: Benedict Wells)
Für meine Patenkinder
Zur Welt kommen – Zur Sprache kommen. Peter Sloterdijk öffnet Wege und Dimensionen der (Selbst-)Reflexion, indem er weit über die schlichte Registratur einer (nur) uns Menschen zukommenden Gabe der (Selbst-)Reflexion hinaus deren medialen Resonanzraum gleichermaßen in seiner - teils schmerzhaften - Bedingtheit wie als Möglichkeitsraum betrachtet und auslotet. Er deutet damit auch an, wie sehr sich Begabungen verschenken, verschleudern ans Hadern, ans selbstgerechte Sich-Grämen, statt vorzudringen zu dem was einem jeden von uns geschenkt ist – gleich aus welchen reinen oder verseuchten Wassern wir auch schöpfen mögen. Was damit gemeint sein könnte, hat Gottfried Benn en passent formuliert. Er behauptet Lyrik beispielsweise müsse exorbitant sein oder gar nicht. Das gehöre zu ihrem Wesen:
„Und zu ihrem Wesen gehört auch noch etwas anderes, eine tragische Erfahrung der Dichter an sich selbst: keiner auch der großen Lyriker unserer Zeit hat mehr als sechs bis acht vollendete Gedichte hinterlassen, die übrigen mögen interessant sein unter dem Gesichtspunkt des Biographischen oder Entwicklungsmäßigen des Autors, aber in sich ruhend, aus sich leuchtend, voll langer Faszination sind nur wenige – also um diese sechs Gedichte die dreißig bis fünfzig Jahre Askese, Leiden und Kampf.“ (Probleme der Lyrik, Wiesbaden 1951, Seite 18)
Weiterlesen: Peter Sloterdijk: Zur Welt kommen - Zur Sprache kommen
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22.12.2024 - Friedenskundgebung in Güls
Zwei Tage vor dem Heiligen Abend treffen sich Gülser Bürger auf dem Plan. Sie hören die Reden von Josef Oster (MdB-CDU), Detlev Pilger (ehem. MdB-SPD) und Christopher Bündgen (Vorsitzender Grüne Koblenz)
Sie halten das Fähnlein der sieben Aufrechten hoch - für einen Ort mit einer Einwohnerzahl von fast 6 1/2 Tausend ist die Resonanz mehr als bescheiden!
Am 22. Dezember 1944 – vor 80 Jahren – verloren über 90 Gülser Bürger infolge eines britischen Bombardements ihr Leben. Der Angriff galt dem Lützeler Bahnhof. Die heutige Gedenkveranstaltung verdankt sich der Initiative des Ortsrings, dem Dachverband aller Gülser Vereine. Die Schirmherrschaft oblag dem Koblenzer OB, David Langner und dem Gülser Ortsvorsteher Hans-Peter Ackermann. Beide stellten in ihren kurzen einführenden Redebeiträgen die Ereignisse vom Dezember 1944 in einen historischen Kontext, der uns allen noch einmal eindringlich ins Bewusstsein rief, dass der von den Nazis verantwortete Angriffskrieg nur durch die Anstrengungen der Alliierten beendet werden konnte. Die Westintegration der Bundesrepublik Deutschland in den 50er Jahren und auch die Wiedervereinigung Deutschlands 1989 verdanken sich einer Friedenspolitik, die in ihrer Vertragsorientierung – vor allem mit der Aussöhnung Frankreichs und Deutschlands - zu einer europäischen Friedensordnung geführt hat, die uns Nachkriegskindern seit nahezu 80 Jahren Frieden in Kerneuropa beschert hat.